Bogenarten

Bogenarten und Einsatzbereiche

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Der Bogen ist eine alte Jagd– und Kriegswaffe. Seit der jüngeren Altsteinzeit (30.000–10.000 v. Chr.) nutzen Menschen Pfeil und Bogen für die Jagd und auch für kriegerische Auseinandersetzungen. Als älteste Bogendarstellung gilt eine Kalksteinplatte aus der Grotte des Fadets, Departement Vienne, Frankreich aus dem späten Magdalénien. Heute gilt der Bogen meist als Jagd– und Sportgerät und gilt nach dem deutschen Waffengesetz nicht als Waffe. Im Gegensatz dazu ist die Armbrust einer Schusswaffe gleichgestellt, allerdings erlaubnisfrei. Die Bogenjagd auf Schalenwild und das Bogenfischen sind in der Bundesrepublik Deutschland verboten.

Bis zum heutigen Tage werden Bögen benutzt und ständig weiter entwickelt. Moderne Compound– und Recurve-Bögen sind spitzentechnische Geräte. Das meist bunte mit allerlei Federn versehene oder auch selbstgebastelte Kinderspielzeug Pfeil und Bogen wird umgangssprachlich auch als Flitzbogen oder Flitzebogen bezeichnet.

Bogenarten und Einsatzbereiche

Die Bögen bestehen stets aus dem eigentlichen Bogen und der Bogensehne.

Die gängigste Form ist der Rechtshandbogen. Dies bedeutet, dass mit der rechten Hand die Bogensehne gespannt und mit der linken Hand der Bogen gehalten wird (Der Schütze ist ein Rechtshandschütze).

Bei einem Linkshandbogen ist es die linke Hand, welche die Bogensehne spannt und die rechte Hand den Bogen hält (Der Schütze ist dann folglich ein Linkshandschütze).

Die Wahl des Bogens wird aber keineswegs nur durch die Händigkeit des Schützen bestimmt, sondern auch durch dessen Augendominanz. Die Sehne mit dem Pfeil wird zu dem dominanten Auge geführt, weil dieses das Zielen übernimmt.

Bögen lassen sich in folgende Grundkategorien einteilen:

Geschichte von Kurz-/Langbogen

Ein richtiger Langbogen ist etwa so lang, wie die Spanne zwischen den ausgestreckten Armen des Schützen. Gespannt gleicht seine Form dem Buchstaben D.

Der vermutlich bisher älteste Bogenfund der Welt stammt aus Mannheim-Vogelstang. Das rund 40 Zentimeter lange Fragment eines ca. 110 cm langen Kiefernholz-Bogens (Pinus sylvestris) wird auf ein Alter von 17.600 Jahre datiert, und soll beweisen, dass diese Jagdwaffen bereits in der jüngeren Altsteinzeit (Jungpaläolithikum) eingesetzt wurden. Wenn sich die Vermutung bestätigen sollte, handelt es sich bei dem Fund um den direkten Nachweis der Verwendung des Bogens im Jungpaläolithikum. Veränderungsspuren an der Holzoberfläche legen eine Interpretation als Bogen nahe. So besitzt eine Seite des Fragments eine geglättete Oberfläche gegenüber einer unveränderten sowie die Korrektur einer Abweichung an einer Seite, ferner eine Kerbe, in der eine Sehne hätte befestigt werden können. Die Leistung wird auf etwa 25-30 englische Pfund geschätzt mit Reichweiten von bis zu 80 Metern. Die bislang wohl ältesten Belege für den Bogengebrauch stellen Pfeile aus dem Stellmoor dar (etwa 10.000 v. Chr.) sowie der bekannte Bogen von Holmegaard, ca. 6.000 v. Chr.. Publiziert wurde der Fund von dem Autorenteam Gaelle Rosendahl und Wilfried Rosendahl in der prähistorischen Fachzeitschrift L’Anthropologie.

Weitere historische Bogenfunde stammen aus dem Mesolithikum, zum Beispiel aus Holmegaard, Dänemark. Sie waren aus Ulmen-, später vor allem aus Eibenholz gefertigt. Dieser Bogentyp war bis in die Bronzezeit geläufig. In der Zeit der Glockenbecherkultur zeigen Armschutzplatten und Pfeilspitzen aus Feuerstein als Grabbeigaben die Bedeutung des Bogenschießens.

Der Kurzbogen entwickelte sich wahrscheinlich mit und in den Steppenreiterkulturen. Auf antiken Darstellungen sowie in den Kurganen finden sich erste Belege. Aufgrund der im Vergleich zum Langbogen ungünstigeren mechanischen Verhältnisse entwickelten sich zurückgebogene Bogenenden (Recurves) und Sehnen-/Hornverstärkungen (Kompositbogen).

Langbögen gibt es als Holzbogen aus einem Stück, aus mehreren Holzarten oder heute auch mit auf- oder eingelegten Kunststoffmaterialien.

Weiter wird heute zwischen Langbögen englischer und amerikanischer Bauart unterschieden: Die englischen haben über die gesamte Länge D-förmigen Querschnitt meist mit einer Lederwicklung als Griff; die amerikanischen besitzen flache Wurfarme und einen auf die Hand geformten Griff (siehe Bild). Letztere werden auch Flachbögen genannt.

Der klassische Langbogen entwickelte sich im europäischen Hoch- bzw. Spätmittelalter zum englischen Langbogen (engl. Longbow) mit sehr hohen Zuggewichten weiter. Diese Entwicklung ist die Antwort auf die besonders im Hochmittelalter vorkommenden Panzerreiter (siehe Ritter). So konnte ein Pfeil, der von einem Langbogenschützen abgeschossen wurde, mühelos einen damals gebräuchlichen Kettenpanzer und unter günstigen Bedingungen sogar die als Reaktion entwickelten Plattenpanzer durchschlagen. Auch die Pferde der Ritter mussten nun, soweit überhaupt möglich, vor Waffenwirkung beschützt werden. Allerdings mussten entsprechend große Kräfte zum Spannen des Bogens ausgeübt werden. Die hohe Effektivität dieser Bögen war einer der militärischen Gründe für den Niedergang des Rittertums. Heranreitende Kavallerie hatte nur selten die Möglichkeit, die Bogenschützen mit ihren Nahkampfwaffen anzugreifen.

Im Mittelalter waren im Westen vor allem Waliser und Engländer, im Osten besonders die Türken und Mongolen gefürchtete Bogenschützen. Mehrere Schlachten im Hundertjährigen Krieg gewannen die Engländer aufgrund ihrer überlegenen Bogenstreitmacht. Um den in diesem Krieg entstandenen Bedarf an Eibenholz zur Bogenherstellung decken zu können, wurde nicht zuletzt auch Holz aus deutschen Wäldern verwendet.

Im Gegensatz zur Jagd wurde mit den damaligen Kriegsbögen nicht gezielt, sondern auf die Salvenwirkung gesetzt. Durch die große Anzahl an Schützen und dementsprechend vielen gleichzeitig niedergehenden Pfeilen war die Trefferwahrscheinlichkeit trotzdem recht hoch. Kriegsbögen hatten ein hohes Zuggewicht, typischerweise mehr als 100 Pfund. Das entspricht einer Kraft von 490 N oder ca. 50 kg. In alten Chroniken wird berichtet, dass die Pfeile „dicht wie Schnee“ auf den Gegner niedergingen.

Langbogen

Die ältesten bekannten Bögen (Felsbilder und Funde, z. B. Mare Heath oder Holmegaard) sind Langbögen. Diese Funde sind im Gegensatz zum englischen Langbogen als Flachbögen (Bögen mit annähernd flach rechteckigem Querschnitt) gestaltet. Sehr viel später entwickelte sich daraus der englische Typ mit tiefem D-förmigem Querschnitt, der gegen Ende des 13. Jahrhunderts in Westeuropa zur effektivsten Fernkampfwaffe wurde, die von einem einzigen Menschen bedient werden konnte. Der militärische Einsatz des Langbogens wurde im europäischen Mittelalter zuerst in England realisiert.

Langbogen

Zwar hatte schon Wilhelm der Eroberer in der Schlacht von Hastings eine große Truppe von französischen Bogenschützen gegen die Truppen von König Harald eingesetzt, aber sie waren ebenso wie die weniger zahlreichen englischen Bogenschützen nur mit relativ kurzen Bögen ausgerüstet.

Bereits im 11. Jahrhundert wird von walisischen Bogenschützen berichtet, deren Pfeile ca. 10 cm dicke Eichentore durchschlugen. In den Dienst des englischen Königs Eduard I. wurde der Langbogen nach der Unterwerfung der Waliser im späten 13. Jahrhundert übernommen. Zunächst wurden walisische Bogenschützen eingesetzt, später wurden auch englische Langbogenschützen ausgebildet.

Um mit einem Langbogen eine solche Wirkung zu entfalten, war jahrelange Übung notwendig. Im mittelalterlichen England wurden daher Gesetze erlassen, die die männliche Bevölkerung dazu verpflichteten, sich im Umgang mit dem Langbogen zu üben. Zudem mussten englische Väter ihre Söhne mit einem Langbogen ausrüsten, wenn diese ein bestimmtes Alter erreicht hatten. Bei Skelettfunden, die man englischen Langbogenschützen zuordnen konnte (Mary Rose), wurden auf starke mechanische Belastung hinweisende Umbildungen von Arm- und Wirbelknochen festgestellt.

Moderne Versuche haben ergeben, dass ein von einem Langbogen abgeschossener Pfeil unter Idealbedingungen die Brustplatte einer Plattenrüstung durchschlagen konnte.

Zur Herstellung von Langbögen verwendeten die Engländer Eibenholz, da dieses sowohl hart als auch elastisch ist. Die walisischen Bogenschützen schossen mit Ulmenbögen. Noch heute finden sich zahlreiche Eiben in England, die gezielt für den Bogenbau angepflanzt wurden. Die meisten englischen Langbögen reichten dem Schützen im ungespannten Zustand mindestens bis auf Augenhöhe.

Bekanntester literarischer (Rechtshand-) Schütze mit dem Langbogen: Robin Hood – Filmplakat zum Film von 1922

In anderen europäischen Reichen wurde der Nutzen dieser Waffe ebenfalls erkannt, sodass der Langbogen auch außerhalb Englands Verbreitung fand, wo er aber aufgrund der Konkurrenz durch andere Fernwaffen, vor allem die gegen Ende des Mittelalters aufkommenden Feuerwaffen, nicht die gleiche Rolle spielte wie in England.

In den Schlachten des Spätmittelalters bewährte sich der Langbogen vielfach. Geriet gegnerische Reiterei unter die wenig bis gar nicht gepanzerten Bogenschützen, hatten diese allerdings meist nur ein leichtes Schwert oder auch nur einen Dolch oder ein Messer zur Verteidigung. Solche Kämpfe endeten meist in einer Katastrophe für die Bogenschützen, die aufgrund ihrer langen Ausbildung nur schwer zu ersetzen waren. Deshalb bezogen die englischen Langbogenschützen meist hinter spitzen Holzpfählen Deckung, die in die Erde gerammt wurden. Davor postierten sich schwer gepanzerte Ritter, die zu Fuß kämpften und mit ihren Lanzen gegnerische Truppen auf Distanz halten sollten.

Der Sage nach wurden im Hundertjährigen Krieg englischen Bogenschützen, die in Gefangenschaft gerieten, der rechte Zeige– und Mittelfinger abgehackt, mit denen die Sehne gezogen wurde. Verschiedene Gesten (Fuck off-V, Victory-Zeichen, crossed fingers) werden auf diese Sage zurückgeführt. Da für die nichtadeligen Bogenschützen aber kein Lösegeld wie für gefangene Ritter zu erwarten war, ist es wahrscheinlicher, dass gefangene Bogenschützen einfach getötet wurden.

Noch im Jahre 1590 verteidigte der englische Adlige Sir John Smythe den Nutzen des Langbogens gegenüber den damals gebräuchlichen Arkebusen und Musketen. Smythe wies darauf hin, dass ein Bogen im Gegensatz zu einer Feuerwaffe über keinen Mechanismus verfügt, der versagen könnte. Zudem hob er die deutlich höhere Feuerrate des Bogens im Vergleich zu Feuerwaffen hervor. Außerdem würde ein dichter, heranfliegender Pfeilhagel die Moral des Gegners schädigen.

Aus dem Wrack des in dieser Zeit gesunkenen Schiffs Mary Rose wurden etliche Langbögen geborgen, die zum Teil so gut erhalten sind, dass sie noch schießbar sind.

Im englischen Bürgerkrieg in der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden noch Langbögen verwendet, kurze Zeit später wurde der Langbogen in England aber endgültig verdrängt. Musketen erlangten eine immer höhere Feuerkraft und Reichweite und konnten Panzerungen leichter durchschlagen. Zudem war die Ausbildung eines Langbogenschützen weit aufwändiger und länger als die eines Musketenschützen.

Recurve

Recurvebogen „Bowhunter“

Recurvebogen „Olympic“

Dieser Bogentyp stammt vermutlich aus Asien und stellt eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Bogens dar. Im ägyptischen Theben wurden Exemplare dieses Typs gefunden, die wahrscheinlich assyrischer Herkunft waren und vermutlich aus einer Zeit von 1.200 Jahren v. Chr. stammen.

Recurve während des Auszugs, Hebelwirkung rot hervorgehoben.

Im Unterschied zum Langbogen sind beim Recurvebogen die Enden der Wurfarme so stark nach vorn gebogen, dass die Sehne anliegt. Dadurch erhält der Bogen einen weicheren Auszug und höheren Wirkungsgrad. Er kann weiter gespannt werden als ein europäischer Langbogen. Die daraus resultierenden Kräfte bedingen höhere Anforderungen an das Material der Wurfarme als beim, in dieser Hinsicht, unproblematischeren Langbogen oder amerikanischen Flachbogen. Die anliegenden Sehnen dämpfen den Handschock nach dem Schuss.

Kompositbogen/Reflexbogen

Hunnischer Kompositbogen

Ein Kompositbogen oder Reflexbogen ist ein spezieller, aus mehreren verschiedenen Materialien bestehender Bogen, der vermutlich noch in der Jungsteinzeit in den Steppen Zentralasiens entstand. Von den Steppen aus verbreitete sich die Nutzung von Kompositbögen im bronzezeitlichen mediterranen und chinesischen Kulturkreis. Zur Herstellung von Kompositbögen wurden in einem aufwändigen, bis zu zwei Jahre dauernden Verfahren verschiedene Schichten von Holz und Tierhorn verleimt und mit Sehnen umwickelt. Die Funktion des Holzes beschränkte sich dabei z. T. auf das bloße Tragen der tierischen Materialien. Das Ergebnis war eine gegenüber traditionellen Bögen kleinere Waffe mit dennoch hoher Spannkraft, die sich hervorragend für Reiter eignete. (Tiersehnen haben eine ca. 4-mal so hohe Zugfestigkeit wie Holz. Horn hält eine doppelt so hohe Druckbelastung aus wie Holz. Daher lässt sich beim Bogenbau die benötigte Schichtdicke auf ein Viertel bzw. die Hälfte, im Vergleich zu Holz, reduzieren. Dünnere Bogenarme sind elastischer zu biegen als dickere; je weniger Energie aber zum Biegen der Wurfarme verbraucht wird, um so mehr kann beim Verschießen des Pfeiles abgegeben werden. Kleinere und kürzere Wurfarme besitzen zudem weniger Masse, die bewegt werden muss. Außerdem kann man Verbundmaterialien in einem technisch besonders effektiven Design zusammenleimen.)

Der Vorteil von Sehnen und Horn besteht in ihrer höheren Fähigkeit, Energie zu speichern und auch wieder (an den Pfeil) abzugeben. Die Effizienz eines solchen gut gebauten Kompositbogens mit entsprechender möglicher Formgebung ist höher als die eines konventionellen Bogens aus Holz, der bei identischem Layout sofort brechen würde. Mongolische und türkische Reiterbögen hatten ein Zuggewicht von durchschnittlich 75 Pfund und schossen speziell abgestimmte leichte Pfeile 500 bis 800 m weit.

Am bekanntesten wurden dabei die Hunnen und einige hundert Jahre später die Mongolen und Türken, deren Zügen nach Westen die Völker Europas anfangs wenig entgegenzusetzen hatten. Ihr militärischer Vorteil beruhte dabei auf dem massiven Einsatz der leichten Kavallerie, die – mit Kompositbögen bewaffnet – mobile und weit reichende Angriffe auf den Gegner durchführen konnte. Kompositbögen wurden jedoch schon seit der Antike auch von sesshaften Völkern übernommen, unter anderem von Römern und Parthern.

Nachteilig ist die starke Anfälligkeit solcher klassischer Kompositbögen gegen jegliche Art von Feuchtigkeit – im Extremfall löst sich der durch elastischen und hochfesten Hautleim zusammengehaltene Materialverbund einfach auf, wodurch der Bogen irreparabel zerstört wird. Diese Problematik beeinflusste vermutlich den für das Schicksal Europas entscheidenden Rückzug der Hunnen um das Jahr 500.

Ein weiteres Beispiel für effektiven Einsatz von Kompositbögen sind die Comanchen Nordamerikas, die im 19. Jahrhundert von den feindlichen Armeen der jungen Vereinigten Staaten anerkennend als die „beste leichte Kavallerie der Welt“ bezeichnet wurden.

Die höchste Vollendung in der Kunst des Bogenbaus haben die Türken erreicht. Sehr schöne Exemplare sind im Völkerkundemuseum in Wien und im Schloss in Karlsruhe in den Waffensammlungen der Kriegsbeute der letzten Türkenbelagerung ausgestellt. Besonders zu beachten ist, dass die Bogenenden im ungespannten Zustand nach vorn gebogen sind. Beim Bespannen des Bogens mit der Sehne werden diese meist erwärmt und in die entgegengesetze Richtung umgebogen, so dass erst dann die endgültige Form des Bogens sichtbar wird.

Backings

Ein Backing (englisch: rückwärtige Verstärkung, siehe auch Sehnenbelag), auch Lamination (Beschichtung) genannt, ist ein in Streifen oder Scheiben geschnittener Bambus, andere Holzsorten wie HickoryOsage, oder auch Fiberglas, die auf die Rückseite eines Bogens geklebt werden. Die Eskimos haben sogar Tiersehnen als Backing. Ein Backing (meistens aus Esche) wird zur Verstärkung des Bogens benutzt. Je nach Holzart muss das Backing dünner sein, damit der eigentliche Bogen keine Kompressionsfehler erscheinen lässt. Bei Eibe wird dies eigentlich nicht benötigt, da das Holz über einen Außenrand, das Splintholz, und einen Mittelteil, das Kernholz, verfügt. Das Splintholz kann sich sehr gut dehnen und das Kernholz gut komprimieren.

Bögen aus Stahl

Die Anfälligkeit der Kompositbögen gegen Feuchtigkeit führte in Indien zur Entwicklung von Bögen aus Stahl. Die indischen Schmiede verfügten über das metallurgische Wissen, um geeignete Legierungen herzustellen. Im Agni Purana, einem indischen religiösen Text aus dem 9. Jahrhundert, werden bereits Bögen aus Metall erwähnt.

Die Bögen waren nicht so leistungsfähig wie herkömmliche Kompositbögen, aber bei feuchtem Klima haltbarer und auch sonst widerstandfähiger. Stahlbögen konnten auch problemlos gelagert werden. Von adeligen Kriegern gebrauchte Stahlbögen wurden reich verziert.

In Europa wurden Stahlbögen nur für Armbrüste hergestellt.

Yumi der Kyudo – Bogen

Kyūdō-Bogen [Bearbeiten]

Der japanische Kyūdō-Bogen (Yumi) ist asymmetrisch. Im Unterschied zu allen anderen Bogen wird hier der Pfeil zum Schuss auf der dem Schützen abgewandten Seite des Bogens geführt.

Es wurde verschiedentlich diskutiert, dass der Kyūdō-Bogen als Reiterwaffe entwickelt wurde. Als Argument wird der kürzere (aber auch stärkere) untere Wurfarm angeführt, der beim Schuss vom Pferd aus den geringen Platz bis zum Pferderücken optimal ausnutzen kann. Gegner dieser umstrittenen Theorie weisen dagegen darauf hin, dass archäologische Funde den asymmetrischen Bogen weit vor domestizierten Pferden in Japan belegen. Zusätzlich ist zu bemerken, dass die Pfeile in Japan eine spezielle Behandlung erfahren: Um die Leitfedern zu stärken, wird der Pfeil (bzw. der Teil von der Nock bis zum Ende der Federn) einige Zeit über Wasserdampf erhitzt. Manchmal haben Pfeile in Japan auch vier Federn, wobei zwei davon oft verkürzt sind.

Beim mongolischen Schießstil liegt der Pfeil auch auf der „Außenkante“ des Bogens. Auch da hält der Daumen die Sehne und löst sie. Die mongolischen Bögen sind symmetrisch.

Entscheidend für die Position des Pfeils ist die Frage, wie der Bogen gespannt wird, europäisch mit drei Fingern, oder asiatisch mit dem Daumen. Davon ist abhängig, in welche Richtung die Sehne von den Fingern bzw. Daumen gleitet. Der Pfeil liegt immer auf der Seite dieser Richtung, bei drei Fingern links, beim Daumen somit rechts. Dies ist erforderlich, um zu vermeiden, dass der Pfeil beim Abschuss am Bogen anschlägt. Wird der Schuss gelöst, krümmt sich der Pfeil zuerst in die Bogenmitte, dann durch die eigene Elastizität in die entgegengesetzte Richtung. Genau zu diesem Zeitpunkt passiert der Pfeil den Bogen und wird somit nicht abgelenkt. Der Pfeil gleitet nicht die ganze Zeit bis zum Verlassen der Sehne entlang des Bogens.

Compound

Compoundbogen der Fa. Hoyt mit Twin-Limbs und Twin-Cams

Der Compoundbogen (engl. compound bow) wurde 1969 in den USA erfunden. (Holless W. Allen reichte am 23.6.1966 die Patentanmeldung ein: ARCHERY BOW WITH DRAW FORCE MULTIPLYING ATTACHMENTS. Das Patent wurde am 30.12.1969 erteilt, Nr. 3,486,495. Der Bau von extrem belastbaren, kurzen Wurfarmen war erst möglich, als seit ca. 1960 hochfeste, elastische Epoxidharzkleber erhältlich waren. / Die US-Firma Wing Archery bot 1963 mit dem Modell Presentation II den ersten zerlegbaren dreiteiligen Recurvebogen auf dem amerikanischen Markt an. Das Konstruktionsprinzip, stabiles Mittelteil mit Schussfenster und daran festgeschraubte Wurfarme, wurde von H.W. Allen für den Compoundbogen übernommen.)

Ein Compoundbogen ist einfach zu erkennen: an den Enden des Bogens befinden sich kleine Räder, die sogenannten Camwheels, kurz Cams genannt. Sie verfügen über zwei verschiedene Durchmesser, auf denen Kabel bzw. Sehne aufgerollt sind. Im ungespannten Zustand ist auf dem größeren der beiden Durchmesser die Sehne aufgerollt. Beim Spannen des Bogens wird die Sehne des Bogens vom großen Durchmesser abgerollt, und auf dem kleinen Durchmesser wird das am gegenüberliegenden Wurfarm befestigte Kabel aufgerollt. Die Cams sind zusätzlich exzentrisch aufgehängt.

Der Compoundbogen wird oft mit dem Flaschenzug in Verbindung gebracht, dieser fand jedoch nur bei früheren Modellen Anwendung, welche über mehr als zwei Rollen verfügten. Weil das Zugkabel am gegenüberliegenden Wurfarmende befestigt ist und über eine Rolle läuft, lässt sich das ganze System auch als ´feste Rolle´ begreifen, was erstmal auf einen Flaschenzug schließen lässt, jedoch wie im entsprechenden Wikipediaartikel deutlich gezeigt keine Kraftreduktion bewirkt.

Moderne Compoundbögen wenden wie bei einem Wellrad das Hebelgesetz an. Die sich nach außen wegdrehende Rolle ist wie ein starrer Hebel, der auf die Drehachse wirkt. Durch die exzentrische Aufhängung der Rollen/Cams verändert sich der Angriffswinkel und der Hebelarm, und man kann so immer im effektivsten Bereich arbeiten. Werden die Rollen/Cams mit der Bogensehne nach außen gezogen, verlängert sich der Hebelarm. Diese Mechanismen sind beim Compoundbogen in einer praktischen Anwendung umgesetzt. Dadurch ergibt sich im Gegensatz zu anderen Bogen ein nicht-linearer Kraftverlauf beim Auszug: Mit steigendem Auszug nimmt die Kraft zunächst stetig zu (wie auch bei anderen Bogen), um dann aber beim Überschreiten des sogenannten Gipfel-Zuggewichtes schlagartig abzunehmen. Der Bogenschütze hält dann bei voll ausgezogenem Bogen nur noch einen Bruchteil des Gipfelzuggewichtes auf der Hand. Die Zugreduzierung kann bis zu 80 % betragen, d. h. bei einem Gipfelzuggewicht von 50 Pfund muss der Schütze nur 10 Pfund im Auszug halten. Dadurch kann der Bogen ruhiger gehalten werden und das Zielen fällt wesentlich leichter.

Ablaufschema eines „Fury-Cam-Wheels“; erst nach einer 180° Drehung ist das Gipfelzuggewicht überschritten, der Hebelarm am Cam der (gelben) Bogensehne vergrösser sich, an der (roten) „Arbeitssehne“ verkleinert er sich.

Die Formgebung der Cams bestimmt das Verhalten des Bogens maßgeblich, im einfachsten Fall sind sie kreisrund. Durch die Form der Cams kann z.B. die Reduktion des Zuggewichts oder die im gespannten Bogen „gespeicherte“ Energie beeinflusst werden. Manche Cams verfügen über austauschbare Module, mit deren Hilfe die Auszugslänge bzw. das Zuggewicht des Bogens angepasst werden kann.

verschiedene Cam Ausführungsbeispiele
Cam1

 

Cam2

 

Cam3

 

Browning Cam

 

Jennings Cam

 

Hoyt Cam (v. Rechts)

 

Hoyt Cam (v. Links)

 

Mission-Cam mit Sehnenstopper (STS)

 

Durch seine Konstruktion kann ein Compoundbogen bei gleicher oder sogar größerer Auszugslänge erheblich kürzer gebaut werden und ist entweder leichter zu Spannen oder kann mit sehr viel höherem Zuggewicht bei gleichem Kraftaufwand gespannt werden. Die Belastung der beweglichen Teile ist zudem geringer, da der schlagende Teil der Sehne und die Bogenarme viel kürzer sind und die Kabelzüge, in denen der Großteil der Spann/Schussbewegung abläuft, sich nur in Richtung ihres Verlaufes bewegen müssen. Dies verringert Vibrationen beim Schuss und den Sehnenverschleiß erheblich.

Auf einem Compoundbogen werden die Pfeile zunächst schwach und dann immer stärker beschleunigt. Hierdurch wird das Material der Pfeile weniger gestresst und Abschussgeschwindigkeiten von mehr als 100 m/s bzw. 360 km/h erreicht. Durch die hohe Geschwindigkeit ist der Pfeil schneller im Ziel (weniger Ablenkung durch Wind) und die Flugbahn flacher. Eine flache Flugbahn des Pfeils ist erwünscht, da sie die Einflüsse von Zielfehlern in der Höhe mindert. Solche Zielfehler entstehen z.B. durch eine falsch eingeschätzte Entfernung zum Ziel. Aus diesem Grund sind Compundbögen sehr beliebt beim sogenannten Feldbogenschiessen, wo die Entfernung zum Ziel geschätzt werden muss.

Unterteilung der Compoundbögen

Twin Cam

Diese Compoundbögen besitzen zwei mehr oder weniger an Ellipsen erinnernde exzentrisch drehende Räder. Jeder Bogenhersteller hat seine eigenen Formen bzw. „Kurvenscheiben“. Das Funktionsprinzip ist hier auf dem Wellrad basierend. Der Zugnachlass erreicht bis zu 80 % (Jennings Twincams-Bild).

Single Cam

Diese Bögen haben nur ein am unteren Wurfarm angebrachtes großes Exzenterrrad. Der obere Wurfarm hat nur eine Umlenkrolle. Die ersten Entwürfe gehen in das Jahr 1975 zurück, jedoch waren sie lange Zeit im Schatten der Twin Cams. Der Vorteil liegt in dem einfachen Cam, der nicht wie die Twin Cams synchronisiert werden muss.

Compound-Wurfarme

„Forward Limb Movement“

Die Wurfarme bewegen sich hauptsächlich nach vorne, so wie sich die meisten Wurfarme bewegen.

„Vertical Limb Movement“

Die Wurfarme bewegen sich hauptsächlich nach oben und unten. Dies kommt von der fast parallelen Anordnung der Wurfarme in horizontaler Ebene. Der Vorteil besteht in einem ruhigeren Bogen, der nicht nach vorne „springt“, da sich die Kräfte in der Waagerechten fast neutralisieren. Nachteilig ist die kurze Bauweise (Achsen-Abstand), die die Bogensehne nur noch mit Release spannen lässt. Die Sehnenfinger würden sich zu sehr einklemmen.

„Twin Limb“

 

Wurfarme einteilig und zweiteilig

Im Gegensatz zu den herkömmlichen einteiligen Wurfarmen bestehen Twin Limbs aus „Zwillings-Wurfarmen“ (zweiteilig, jeweils oben und unten). Die Cams können sich zwischen den Twin Limbs hindurch drehen, ohne dass Aussparungen an den Wurfarmen vorgenommen werden müssen.

Bogenpresse

Um Arbeiten an den unter großer Spannung stehenden Compoundbögen vorzunehmen, werden Bogenpressen verwendet.

Sportbogen

Recurvebogen (vorne) und Compound-Bogen (hinten) beim Hallenschießen. Vier schießen einen Rechtshandbogen nur einer (Mitte) einen Linkshandbogen

Trefferaufnahme beim Bogenschießen – Feldbogen

Es gibt verschiedene Disziplinen beim Bogenschießen. Zuerst steht das Schießen mit dem Langbogen, der nur aus dem Bogen und der Sehne besteht. Diese Bögen werden bis in die heutige Zeit aus Holz (zum Beispiel Esche, Eibe oder Bambus) gefertigt. Moderne Langbogen, aber auch teilweise Recurve-Bogen werden aus verschiedenen Holzschichten laminiert und je nach Bauart oder Zweck mit Kunststoffen (z.B. Glasfaser oder Carbon) weiter verstärkt. Allgemein werden Bogen ohne Visierhilfsmittel und Stabilisationsgewichte als Blankbogen (engl. Barebow, also etwa „nackter Bogen“) bezeichnet.

Mittlerweile hat bei dieser wohl ältesten Art des Schießens aber auch die Technik Einzug gehalten und es werden gemäß der aktuellen Klasseneinteilung beim Sportbogenschießen auch technisch hochentwickelte Recurve-Sportbogen aus Aluminium und Carbon als Blankbogen gewertet, wenn weder am Bogen noch an der Sehne Hilfsmittel zur Visierung, Entfernungsschätzung oder Stabilisierung vorhanden sind. Bei den modernen Sportbogen unterscheidet man daher zwischen Blankbogen (Recurve ohne Visier und Stabilisationshilfsmittel), olympischer Recurve-Sportbogen (Visier und Stabilisationshilfsmittel erlaubt) und dem Compoundbogen (Visier mit Linsenoptik und Stabilisationshilfsmittel erlaubt). Die Sehne wird bei Recurvebogen mit den Fingern gezogen und gelöst, allerdings werden zum Schutz der Finger zumeist Tabs aus Leder oder Kunststoff eingesetzt.

Der wesentliche Unterschied zwischen Recurve-Bogen und Compound-Bogen liegt an der Sehnenführung, die beim Compound über exzentrisch gelagerte Umlenkrollen (Cams) geführt wird. Durch die Rollen findet eine Übersetzung – Hebelgesetz – statt. Dadurch muss der Schütze weniger Kraft im Ankerpunkt aufwenden. Er kann somit öfter und weiter schießen bzw. höhere Zuggewichte bewältigen, was wiederum zu höheren Pfeilgeschwindigkeiten und größeren Flugweiten führt.

Als „Handschock“ bezeichnet man die Wirkung, die die Hand aufgrund des Rückstoßes der Sehne (von gespanntem in ungespannten Zustand) erfährt.

Ohne Tragen eines geeigneten Armschutzes kann die Verwendung eines Bogens zu einer äußerst schmerzhaften Angelegenheit werden (siehe Ausrüstung)!

Der Wahlspruch der Bogenschützen lautet: „Alle ins Gold“, beziehungsweise „Alle ins Blatt“.

Leistungsfähigkeit, Schussweite

Aus Naturstoffen gefertigte Bögen:

  • Der türkische Sultan Selim III. soll 1798 einen Pfeil 889 m weit geschossen haben. Die bisher größte Entfernung für einen aus Naturstoffen gefertigten Bogen.
  • Englischer Langbogen, Zuggewicht 90,72 kg, 57 g schwerer Holzpfeil, Schussweite 427 m (John Huffer, USA, 11.9.1997)

Mit modernen Bögen erzielte man folgende Weiten:

  • Recurve (1987, Don Brown, USA): 1222,0 m
  • Compound (1992, K. Strother, USA): 1207,4 m
  • Fußbogen-Schießmethode (1971, Harry Drake, USA): 1854,4 m. (Bei dieser Schießmethode liegt der Schütze auf dem Boden. Der Bogen wird mit beiden Füßen nach vorne gedrückt und die Sehne gleichzeitig mit beiden Händen angezogen; Fußbogen-Rekordschuss über eine Meile im Bild)

Siehe auch

Literatur

  • E. Cziesla, Th. Kersting, St. Pratsch (Hrsg): Den Bogen spannen … . Festschrift für Bernhard Gramsch. Weissbach 1999
  • U. Stodiek/H. Paulsen: „Mit dem Pfeil, dem Bogen …“ Techniken der steinzeitlichen Jagd. Oldenburg 1996, ISBN 3895983888
  • Clemens Richter: Bogenschießen. Der abendländische WegISBN 3-88412-346-7
  • Hilary Greenland: Praktisches Handbuch für traditionelle BogenschützenISBN 3-9805877-0-3
  • Ekkehard Höhn und Karl-Heinz Hörnig: Traditionell Tunen, Feinabstimmung von Langbogen und RecurveISBN 3-9805877-1-1
  • Thomas Marcotty: Bogen und Pfeile. Edition Arcofact, Verlag A. Hörnig, ISBN 3-9805877-8-9
  • D. Vorderegger und G. Kaiser: Traditionelles Bogenschießen. Salzburg, 2003, ISBN 3-9501778-0-9
  • D. Vorderegger: Schule des traditionellen Bogenschießens. Salzburg, 2002, ISBN 3-9501778-1-7
  • R. Ascham: Toxophilus – Die Schule des Bogenschießens. England, 1545, ISBN 3-937632-12-3
  • Brhat Sarngathara Paddhati: Dharnurveda – Das Wissen vom Bogen. Indien, 16. Jahrhundert, ISBN 3-937632-12-3
  • Kinseher Richard:Der Bogen in Kultur, Musik und Medizin, als Werkzeug und Waffe. BoD, 2005, ISBN 3-8311-4109-6

Thema Bogenbauen

Weblinks